Die Faszination des Haufens


Jeder, der mit mir mal fotografieren war, kennt meine überschwängliche Begeisterung für Haufen.
Laut dem Duden ist ein Haufen eine Menge übereinanderliegender Dinge, eine Anhäufung oder hügelartig Aufgehäuftes.

Ein gebranntes Kind

Ich bin im Ruhrgebiet aufgewachsen. Eine Region, die bis in die heutige Zeit viele (Alt-)Lasten des Steinkohlebergbaus trägt.
Das ganze taube Material aus der Tiefe musste irgendwo hin und so enstanden diese riesigen, hundert Meter hohe, dauerhaften Haufen. Abraumhalden. Vom Menschen erschaffen, später zum Teil begrünt oder von selbst zugewachsen.

Die Spitze der Halde Rheinelbe in Gelsenkirchen

Ich war also umgeben von diesem hügelartig aufgehäuften Gestein. Habe es unfreiwillig mit dem Fahrrad erklommen und danach doch die Aussicht genossen.
Da ich es damals nicht anders kannte, wirkten diese Halden nicht einmal deplaziert. Ersatzberge, die man einfach umfahren kann.

Der Inbegriff der menschenüberformten Landschaft

Haufen bieten sich als Motiv bei genauem Hinsehen nahezu überall an. Sie sind – mal abgesehen von wenigen Ausnahmen in der Natur, wie beispielsweise Ameisenhaufen, Blockhalden oder Maulwurfshügel – ein untrügliches Zeichen vom menschlichen Einfluss.
Ja klar, bei uns ist alles vom Menschen beeinflusst. Wir leben in Städten oder Dörfern. Die Natur besteht größtenteils aus Kulturlandschaft und Urwälder gibt es auch nicht mehr.
Aber Haufen setzen dem Ganzen die Krone auf.

Die vielfältigen Formen des Haufens

Ihre mannigfaltige Gestalt macht sie für mich so spannend!

Neben der Art des Schüttguts und der Größe, können sie sich auch deutlich in ihrer Beständigkeit unterscheiden. Sehr skurril finde ich Haufen, die sich so gar nicht in ihre Umgebung einpassen.

Ich habe hier mal ein paar Beispiele mit Erläuterungen.

Jedes Frühjahr werden die Feldsteine vom Acker abgesammelt.
Es scheint so, als würden sie aus dem Boden wachsen, dabei rücken sie nur durch den Frost nach oben.
Unmengen dieser Gletscherüberreste liegen an den Feldrändern. Die Haufen wachsen von Jahr zu Jahr an.
Dieser hier, aus dem Jahr 2017, war ein besondes großes Exemplar.

Schon von weitem sah ich 2019 dieses weiße Ungetüm im Reinhäuser Wald bei Göttingen.
Was versteckt sich darunter?

Es ist Schadholz. Fichtenstämme, die vom Borkenkäfer dahin gerafft wurden.
Mithilfe dieser Hüllen sollen die Stämme über mehrere Jahre ohne Wertverlust konserviert werden. So kann man sie lagern, bis sich der Holzpreis etwas normalisiert hat.

Baustellen bieten sich für Haufen immer an!
Diesen hier fand ich auf Usedom 2018, als ich auf einer Fototour mit Christian/coffeepyros unterwegs war.

Ein unbeständiges Exemplar in Form einer eingeforeren Welle.
Er ist/war Anfang 2019 zu finden auf einem Lagerplatz einer Baufirma. Das schöne für mich: Immer wieder neuer Haufen zum Bestaunen.

Selbst ein Haufen von Grauwacke (ich nehme an, es ist Grauwacke), kann als Lebensraum dienen.
Hafen Ladebow 2018

Dieses Bild aus dem Jahr 2014 mag ich sehr gerne. Es hat mein Verhältnis zu Haufen auch mitgeprägt.

Eine Zuckerrübenmiete am Rande von Greifswald.
In anderer Blickrichtung hat man den berühmten Caspar David Friedrich Blick „Wiesen bei Greifswald“.

Die letzten Schneereste von 2017, verbunden mit Rollsplitt.

Ein Sandhaufen in einem Küstenwald im März 2019.
Warum er genau da ist?
Keine Ahnung.

Und hier die analoge Variante, die durch Lichteinfall ihren ganz eigenen Charme enwickelt.

Die kläglichen Überreste eines Sandhaufens.
Wenigstens das Pflaster ist nun gut verfugt.

Neu gebaute Windräder und mitendrin ein Lagerplatz voller unterschiedlichster Haufen. Hier waren es Pflastersteine.

Ein unkoventioneller Haufen. Oder ist es ein Rudel?
Lehrrohre für.. ja für was…
Das Foto wurde im Frühjahr 2019 am Göttinger Nordcampus aufgenommen. Es gab erste Vorbereitungen zum Bau eines modularen Studentenwohnheims.

Und um den Kreis zu schließen:
Abraumhaufen auf der Abraumhalde Haniel.

Haufenweise Liebe

Dass ich nicht alleine mit meiner Liebe zu Haufen bin, hat mir mal wieder Flickr gezeigt.
Eine Auswahl von unterschiedlichsten Haufen habe ich hier zusammengestellt.


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Ein Gedanke zu “Die Faszination des Haufens

  • Erik

    „Lehrrohr“; was kann man von denen wohl alles lernen?
    Ich habe auf diesen Seiten jedenfalls eine Menge gelernt.
    Sehr interessant. Bin oft im Wald unterwegs und sehe einige Dinge nun mit anderen Augen.
    VG Erik